Gastbeitrag von bündig.ch

Dieser Beitrag erschien zuerst am 10. Oktober 2020 auf bündig.ch! Herzlichen Dank an Serina für das tolle Gespräch!

Das Team von Suave Kaffee besteht aus Alain Willi, Johannes und Amaru Küng. Seit Dezember 2019 importieren sie fertig verarbeiteten Kaffee aus Uganda in die Schweiz. Die gesamte Wertschöpfungskette findet so im Land selbst, wo das Rohprodukt wächst, statt. Dadurch kann sich das Herkunftsland wirtschaftlich weiterentwickeln. Five Good Goods ist das erste Unternehmen mit diesem Ansatz in der Schweiz. 

Gut gelaunt und mit einer Tasse Kaffee in der Hand begrüsst uns Johannes Küng an einem frühen Mittwochmorgen zu unserem Interview auf Zoom.

Das Team von Suave Kaffee:

Johannes leistete 2011 einen sechsmonatigen Freiwilligeneinsatz als Zimmermann in der Schreinerei eines Kinderdorfes in Uganda. Bereits damals beschäftigte ihn der Gedanke, warum er gratis eine Arbeit macht, für die eine andere Person Lohn bekommen könnte. Seitdem reist er jedes Jahr zurück nach Uganda. Durch das Breakdance Project Uganda fand er den Einstieg in die Musikszene von Kampala, Hauptstadt von Uganda. Mit Freunden dieses Projekts gründete er 2013 das Young Artists Exchange Project. Dadurch lernte er ein Jahr später seine heutige Ehefrau, die Musikerin Amaru, kennen. Sie ist heute für das Branding von Five Good Goods zuständig. Alain Willi bewarb sich kurze Zeit nach der Gründung des Start-Ups im Bereich Marketing und Kommunikation. Dass sein Cousin Johannes hinter dem Projekt stand war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

Wie Suave Kaffee zustande kam

Der kulturelle Austausch im Musik-Projekt weckte in Johannes den Wunsch, sich für das Entstehen von Arbeitsplätzen einzusetzen. Es sei schwierig, Absatz für den Kaffee zu finden, erklärte Dorine, Kaffeeproduzentin und beste Freundin von Amaru, bei einem gemeinsamen Mittagessen. Deshalb transportieren die meisten ugandischen Kaffeeproduzenten Rohbohnen. Sie verdienen aber viel weniger dabei. Die Schweiz verdient jährlich 1.7 Milliarden Schweizer Franken mit dem Rösten von Kaffee. Im Vergleich verdient Uganda als achtgrösster Kaffeeproduzent nur eine halbe Milliarde CHF am Export von Rohbohnen. Gerösteter Kaffee wird statistisch nicht erhoben, da der Anteil verschwindend klein ist. Die Idee, fertig verarbeiteten Kaffee in die Schweiz zu importieren, nahm langsam Gestalt an und das Start-Up Suave Kaffee wurde gegründet. Etwas positiv zu verändern und ein Umdenken zu fördern ist die Vision von Suave Kaffee.

Was macht den Unterschied?

Neben Kaffee plant Suave Kaffee Tee, Zuckerrohr, Kakao und Früchte zu verkaufen. Sie entschieden sich für jene fünf Produkte aufgrund der Geschichte der «Cash-Crops», zu Deutsch: «Bargeld-Pflanzen» oder «Exportfrüchte». In der Kolonialzeit bauten die europäischen Mächte in ihren Kolonien Rohprodukte ausschliesslich für den Export an. Anschliessend importierten und verarbeiteten sie diese in Europa und wurden reich an dem Gewinn. Suave Kaffee strebt das Gegenteil an und organisiert die Wertschöpfungskette anders. Durch das Rösten von Kaffee in Uganda selbst entstehen Arbeitsplätze und das Land entwickelt sich wirtschaftlich weiter. Suave Kaffee hat kein Bio-Label auf den Verpackungen. Dennoch bauen sie die Produkte nach biologischem Standard mit dem Prinzip der Permakultur an.

Die Konkurrenz

Grosse Unternehmen, welche Kaffee günstig für 5 CHF pro Kilo verkaufen, sieht Suave Kaffee nicht als Konkurrenz an. Obwohl ihr Unternehmen wirtschaftlich funktionieren sollte, sind Johannes, Amaru und Alain nicht nur gewinnorientiert. Sie wollen dem Kaffee ein Gesicht geben,

"damit sich Leute bewusst sind, was eigentlich hinter dem Getränk steckt, das sie jeden Morgen trinken",

erklärt uns Johannes. In der Schweiz ist Suave Kaffee bisher das erste Unternehmen mit dem Ansatz, den Kaffeemarkt zu verändern. In Deutschland gibt es bisher zwei ähnliche Unternehmungen: Solino-Coffee und Kaffee-Kooperative.

Was ist herausfordernd?

Im Dezember 2019 wagen sie den ersten Schritt. Nach einem siegreichen Zollformular-Kampf kamen die ersten 400 Kilogramm Suave Kaffee von Uganda in Zürich an. Diesen zu verkaufen löste in den drei Jungunternehmern eine emotionale Achterbahn aus. Jedes auf dem Online-Shop verkaufte Kilogramm Kaffee führt zu einem euphorischen Triumphgefühl, Tage ohne Verkauf zu schlaflosen Nächten. Mittlerweile haben sie einen besseren Überblick über die Finanzen und sehen erste Erfolge. Das Trio ist entspannter. Nach intensiver Diskussion über das Weiterführen des Projektes folgte der zweite Import Ende Juli 2020.

Was sind die Zukunftspläne?

Suave Kaffee hat immer noch Projekt-Charakter. Im Bereich Wirtschaft und Management ist niemand erfahren. Momentan finden sie heraus, wie der Online-Shop und ein Kundenstamm aufgebaut werden können. Einen Lohn zahlen sie sich noch nicht aus. Dies soll sich in den nächsten ein bis zwei Jahren ändern. Momentan überlegen sie sich, ein Kaffee-Fenster zu eröffnen, um Kaffee To-Go zu verkaufen.

Wie lebt Johannes persönlich nachhaltig

Johannes gibt zu: «Es ist ein Dilemma, ein Widerspruch in sich. Obwohl wir kompensieren ist Kaffee kein ökologisches Getränk.» Trotzdem trinkt er es gerne und steuert aktiv dazu bei, dass Menschen noch mehr Kaffee trinken. Nachhaltig sein bedeutet für ihn, dass ein Umdenken stattfindet, denn

"Jedes Mal, wenn wir einkaufen, stimmen wir ab."

Er isst wenig Fleisch, kauft biologisch und möglichst regional ein, benutzt ein Fair Phone statt einem iPhone und läuft in Veja Schuhen statt Nike Schuhen herum. Denn er findet:

"Das Telefon muss funktionieren, die Schuhe schön aussehen und der Kaffee gut schmecken."

Wir wünschen Suave Kaffee weiterhin viel Erfolg und sind gespannt auf die nächsten Produkte.